Noch am Montag hätte ich nie damit gerechnet meine Familie jetzt zu bekommen, was hauptsächlich daran lag, dass ich von YFU darum gebeten worden war, ein Video über mich zu drehen, damit schneller eine Gastfamilie gefunden werden würde. Ich hatte die einzelnen Teile für mein Video auch schon fertig gedreht, nur konnte ich sie nicht schneiden, da unser Laptop nicht richtig funktioniert hat (was mich fast in den Wahnsinn getrieben hat gnarf xD)
Und so schaute ich am Dienstag, als ich nach einem ermüdenden und langweiligen Schultag nach Hause kam, ohne große Hoffnung auf der Homepage von YFU Estland vorbei, auf der alle Austauschschüler ohne Gastfamilien aufgelistet waren. Dort stand anstatt der Profile der drei übrig gebliebenen ATS: hetkel ei ole ühtegi õpilast, kes endale kodu otsiks. Das heißt ungefähr: Momentan gibt es keine Schüler, die ein Zuhause suchen (Google Übersetzer machts möglich :D)
Ich konnte das erstmal gar nicht fassen, aber gleichzeitig war ich so glücklich , da mittlerweile mit jedem Tag meine Hoffnung auf eine Gastfamilie ein klitzekleinesbisschen mehr geschwunden war und ich ja das Video nicht fertigstellen konnte.
Am Mittwoch hat mich dann eine unbekannte Person auf Skype angeschrieben, die, wie sich dann herausstellte , meine Gastmutter ist!
Am Donnerstag habe ich mein gesamtes Datenvolumen verbraucht, da ich da das erste Mal mit ihr während des Religionsunterrichts mit ihr geschrieben habe. Die Alternative hätte daraus bestanden Mandalas zu malen und einem Hörspiel zuzuhören, dass eher für 6-jährige gedacht war... Nach der Stunde bin ich dann erstmal vor Freude wild durch die Gegend gehüpft. Ich bin ihnen so unglaublich dankbar, dass sie mir mein Auslandsjahr ermöglichen!
Ich wohne mit meiner Gastmutter und ihren zwei Töchtern ca 30 km von Rakvere entfernt in einem winzigen Dorf mit weniger als 500 Einwohnern. In Rakvere, einer kleinen, aber wirklich sehr schönen Stadt,das unter anderem auch für sein Theater berühmt ist, werde ich dann auf eine Schule gehen, die sich mega interessant anhört. Die Klassen mit Theaterzug stellen alle zwei Wochen einen kleinen selbstgedrehten Film auf YouTube (ihr Kanal heißt "reaalitv", wenn es interessiert kann ja mal reinschauen, auch wenn ihr wahrscheinlich nichts verstehen werdet :D) Ich finde es richtig cool , dass ich bei diesen Filmchen schon das ein oder andere Wort verstehe, das motiviert mich so sehr! Allerdings hoffe ich , dass sich mein langer Schulweg nicht als allzu problematisch gestaltet.
Zu meiner Familie: Meine Gastschwestern sind 11 und 6 Jahre alt, die ältere spielt genauso wie ich Geige.
Außerdem scheinen sie sehr sportlich zu sein (in dieser Hinsicht das genaue Gegenteil von mir) und sie haben einen Hund und eine Katze.
Ich habe weiterhin mit meiner Gastmom auf Skype geschrieben und sie wirkt wirklich lieb und fürsorglich!
Ich freue mich schon so sehr darauf abzureisen, die anderen Ats (wieder) zu treffen, meine Gastfamilie das erste Mal zu sehen, das erste Mal in meinem neuen Bett zu schlafen...Allerdings haben sich meine Ängste mittlerweile konkretisiert, so langsam wird es einfach ernst. Ich habe nun nur noch 3 Tage Schule bis ich mich von meiner Klasse verabschieden muss, einen Tag später ist meine Abschiedsparty und danach werde ich nur noch ganz wenige meiner Freunde wiedersehen. Wenn ich mit einer Freundin rede beginne ich jetzt häufig zu überlegen, wann ich diese noch einmal sehen werde, was nicht oft ist, die Zeit vergeht einfach immer schneller.
Mittlerweile sind es nur noch 20 Tage bis mein neues Leben beginnt. 20 Tage, die einerseits zu viel, andererseits viel zu wenig sind.